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Die '''Melancholie''' ( ?Galle?; ?Schwarze Galle?: entsprechend der bis in das 19. Jahrhundert in der europäischen Medizin vorherrschenden und der Trübsinn.

Medizingeschichte

Die historische Entwicklung des Melancholie-Begriffs hat ihren Ausgangspunkt in der antiken : ''Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer.'' Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= ''Reclams Universal-Bibliothek.'' Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 182, Anm. 5 (zu ''Hippokrates, Über die Natur des Menschen, Kap. 1?8'').</ref>

 (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim an der Bergstra�e 1984 (= ''Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission f�r Humanismusforschung.'' Band 11), S. 67?85, hier: S. 70.</ref>

Die sich in Schwermut und anderen Gemütsveränderungen (?Milzweh?

 (2.�Jahrhundert n.�Chr.), der das medizinische Wissen seiner Zeit zusammenfasste und den Vorstellungen der  folgte, sah den Ursprung der Melancholie ebenfalls in einem �berschuss an ''schwarzer Galle,'' einem der vier K�rpers�fte oder , die in der  und den  produziert w�rden. Nach der  bestimmt die schwarze Galle den Charakter der  und korrespondiert mit dem Element , dem Herbst, dem Erwachsenenalter und dem Nachmittag.

Die schwarze Galle wurde in der Antike als Ursache für die Bildung von , Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 344 f., hier: S. 344.</ref>

Im 9. oder 10. Jahrhundert verfasste der Bagdader Arzt führte als Ursache von Manie und Melancholie bei zu intensiv studierenden und geistig arbeitenden Menschen auf deren Gemütsbewegungen und Enthaltsamkeit zurück.

Im Mittelalter wurde die Melancholie mit den Sternbildern (Hrsg.): ''Humanismus und Medizin.'' Acta humaniora, Weinheim an der Bergstraße 1984 (= ''Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung.'' Band 11), S. 67?85, hier: S. 75?78, 81 und 84 f.</ref>

Zum Syndrom

Die Bedeutung des Wortes ''melancolia'' war vielfältig und umfasste geistige Verwirrtheit, Depression infolge von Entwicklungsstörungen ebenso wie die Symptomatik bei Hirnhautentzündung, das .

Der englische Kleriker veröffentlichte mit seinem umfassenden Werk '''' (zuerst 1621) ein Kompendium des damals bekannten Wissens zu den unterschiedlichsten Ausprägungen und Formen der Melancholie nach dem humoralpathologisch geprägten Erkenntnisstand.

Mit der Entdeckung des s durch den englischen Forscher 1628 entsprachen die bis dahin verbreiteten Theorien über den körperlichen Ursprung der Melancholie nicht mehr dem wissenschaftlichen Stand der Zeit. Trotzdem übten der Begriff und seine Assoziationen, genauso wie die , weiterhin einen Einfluss auf verschiedene Wissensgebiete aus.

Psychologie

Der Begriff der Melancholie hat sich von seiner Herkunft aus der Lehre der Körpersäfte gelöst und ist teilweise weiterhin für medizinische Diagnosen auf anderer Grundlage herangezogen worden, teilweise aber auch zu einem alltagssprachlichen Begriff mit einem großen Bedeutungsfeld geworden, das nicht nur pathologische Dimensionen hat.

In seinem Aufsatz ''Trauer und Melancholie'' von 1917 grenzt : ''Gutachten der medicinischen Facultätt zu Würzburg über vermeintlichen Mord in Folge einer Melancholia erotica-religiosa.'' In: ''[Adolph Henke?s] Zeitschrift für Staatsarzneikunde.'' Band 29, 1835, Heft 2, S. 392?434. ().</ref>
Im ''Lexikon der Psychologie'' wird vom melancholischen Typus als von einem ?mittelalterlichen Begriff? gesprochen, nämlich von seiner Verbindung mit der überholten Lehre von den Körpersäften. In der heutigen Psychologie findet man den Begriff eher selten. Laut ''Meyers Kleines Lexikon Psychologie'' (Mannheim, Wien, Zürich 1986) wird Melancholie zuweilen gleichbedeutend mit ''endogener '' verwendet.

Die Melancholie erfuhr mit der Neuauflage des ab Januar 2022 gültigen (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten der WHO) wieder eine zunehmende Bedeutung und Relevanz innerhalb der Psychologie. So kann seitdem die Melancholie als besondere Kennzeichnung einer Depression explizit diagnostiziert und mit dem Diagnoseschlüssel: 6A80.3 (ICD-11) codiert werden.

Bezug zur Religion

Im Mittelalter wurde die Melancholie als ''Mönchskrankheit'' bekannt und wurde als eng verwandt mit dem Konzept der '' wurde die Melancholie deswegen häufig als typische Krankheit der Protestanten bezeichnet.

Für den Religionsphilosophen erschließt sich der eigentliche Sinn der Schwermut ''nur'' aus dem Geistigen, als ?die Beunruhigung des Menschen durch die Nachbarschaft des Ewigen.?

Dichtung

Die Melancholie durchzieht die gesamte Literaturgeschichte als großes Thema.

Bildende Kunst

Die Darstellung der Melancholie und des ''Melancholischen'' projiziert oftmals die innere Schwermut in die Außenwelt. Dies kann die Verortung des Selbst in einer Landschaft sein, einem Zimmer, einem allegorischen oder symbolischen Raum. s rätselhafter '''' von 1514 prägte die allegorischen Konventionen der Melancholie-Darstellung für die folgenden Epochen (unter anderem ausgelegt in s Gedicht ''''). In -Darstellungen wird die Leblosigkeit der Objekte als Fehlen menschlicher Gemeinschaft betont.

Neben dem melancholischen Einklang der Seele mit einer Landschaft, insbesondere in der , finden sich viele weite Räume und Landschaften, oft auch eine merkwürdig ziellose oder verschobene Perspektive, unter anderem bei den folgenden bekannten Melancholie-Darstellungen oder bei (''Einsamkeit (Melanconia)'' 1912, ''Die Melancholie eines schönen Tages'' 1913, ''Melancholie eines Politikers,'' ''Gare Montparnasse (Melancholie der Abreise)'' 1914, ''Hermetische Melancholie'' 1918/1919).

<gallery class="center" caption="Berühmte Melancholie-Bilder">

   D�rer Melancholia I.jpg|Albrecht D�rer: ''Melencolia I''
   Lucas Cranach the Elder - Melancholy - Google Art Project.jpg| (Hrsg.): ''Melancholie. Genie und Wahnsinn in der Kunst.'' Ausstellungskatalog. Hatje Cantz, Ostfildern / Ruit 2005, ISBN 3-7757-1647-5, S. 110?117.</ref>
   Domenico Fetti - Melancholy - WGA7853.jpg|: ''Melancholia'' (ca. 1618?23)
   Caspar David Friedrich - Der M�nch am Meer - Google Art Project.jpg|'' (1809/10)
   Edvard Munch - Melancholy (1894-96).jpg|''

</gallery>

Literatur

'''Historisch bedeutende Werke '''
  • : ''De vita libri tres.'' 1489 (auch unter dem Titel ''De triplici vita;'' insbesondere Kapitel IV: ''Quot sint causae quibus litterati melancholici sint vel fiant'').
  • .
    • Deutsche Neuübersetzung mit einem Essay von . Eichborn, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8218-4529-5.
'''Forschungsliteratur'''
  • u. a. (Hrsg.): ''Melancholie in Literatur und Kunst.'' Hürtgenwald 1990 (= ''Schriften zur Psychopathologie, Kunst und Literatur.'' Band 1).
  • : ''Melancholie und Melancholiker in den medizinischen Theorien der Antike'' (Habilitationsschrift 1965). Berlin 1966.
  • László Földényi: ''Melancholie.'' Matthes & Seitz, München 1988, ISBN 3-88221-239-X.
  • : ''Guido d?Arezzo der Jüngere und sein ?Liber mitis?.'' 2 Bände. Horst Wellm, Pattensen bei Hannover (jetzt Königshausen & Neumann, Würzburg) 1984 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 32), ISBN 3-921456-61-4 (zugleich Philosophische Dissertation Würzburg), S. 99?115 (''Die humoralpathologischen Grundlagen (Wissenschaftstheoretischer Ansatz)''), insbesondere S. 100?102 und 108?112, sowie S. 746 (''melancolia'', ''melancolicus'').
  • , , : ''Saturn und Melancholie ? Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-28610-2.
  • : ''Schwarze Sonne. Depression und Melancholie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-11594-4.
  • Roland Lambrecht: ''Der Geist der Melancholie ? Eine Herausforderung philosophischer Reflexion.'' Fink, München 1996, ISBN 3-7705-2925-1.
  • : ''Melancholie und Gesellschaft.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1969 ).
  • .'' Band 221). Hrsg. von Hellmuth Flashar. Darmstadt 1971, S. 165?191.
  • : ''Geschichte der Melancholiebehandlung von den Anfängen bis 1900.'' Basel 1960 (= ''Documenta Geigy: Acta psychosomatica.'' 4); in überarbeiteter Übersetzung neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Cornelia Wild, Berlin 2011.
  • Jean Starobinski: ''Die Melancholie im Spiegel. Baudelaire-Lektüren.'' Hanser, München 1992, ISBN 3-446-15983-5.
  • : ''Melancholie, Diätetik und Trost. Konzept der Melancholie-Therapie im 16. und 17. Jahrhundert''. Manutius, Heidelberg 1996.
'''Lexikonartikel'''
  • Birgit Bressa: ''Melancholie.'' In: .'' Niemeyer, Tübingen / De Gruyter, Berlin 1992 ff., Band 10: Gregor Kalivoda (Hrsg.): ''Nachträge A?Z.'' De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-023424-4, Sp. 669?687.
  • , Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 964?967.
  • Heinz-Günter Schmitz: ''Das Melancholieproblem in Wissenschaft und Kunst der frühen Neuzeit.'' In: ''Sudhoffs Archiv'', Band 60, 1976, S. 135?162.

Weblinks

  • Johannes Ullmaier: , 9. Dezember 2018 (u. a. eine Auseinandersetzung mit diesem Artikel ''Melancholie'' mit Stand vom 20. November 2018).

Anmerkungen